Bayerische Landesbibliothek Online
Das Portal zu Geschichte und Kultur des Freistaats

Die Bayerische Landesbibliothek Online wird seit einiger Zeit nicht mehr aktualisiert und schrittweise nach bavarikon umgezogen. Die Suche steht leider nicht mehr zur Verfügung. Auf den einzelnen Projektseiten der BLO finden Sie die direkten Verlinkungen zur neuen Präsenz der Angebote in bavarikon.

Bayerische Zeitungen 1848-1850

revolutionszeitungen"Es muß Tag werden". Titelblatt einer radikalen Revolutionszeitung

Die meisten Zeitungen, die aufgrund der Aufhebung der Pressezensur seit März 1848 entstanden, existierten nur bis Ende 1850. Das parteipolitisch sehr differenzierte Spektrum reicht daher vom radikal demokratischen Revolutionszeitung bis zum ultramontan konservativen Blatt. Diese publizistische Blüte hatte eine nachhaltige Politisierung des öffentlichen Diskurses zur Folge, der lange über das Verschwinden der meisten Blätter um 1849/50 nachwirkte. Die BLO präsentiert 15 ausgewählte Revolutionszeitungen aus Augsburg, Bamberg, München, Nürnberg und Würzburg.

 

Inhalt und Bedeutung

Die Revolution von 1848 gilt als die Geburtsstunde der politischen Parteien und der unabhängigen politischen Presse in den deutschen Ländern.

In Bayern lockerte schon König Ludwig I. (reg. 1825-1848) ab 1825 die Pressezensur. In der Folgezeit gründeten Liberale wie Johann Gottfried Eisenmann (1795-1867) in Würzburg („Bayerisches Volksblatt“, seit 1829) Zeitungen, um über dieses Medium ihre politischen Ansichten zu artikulieren. Die Pariser Julirevolution 1830 machte König Ludwig I. misstrauisch. In der Folge verschärfte sich vor allem ab 1831/32 mit neuen Zensurverordnungen das staatliche Vorgehen gegen die liberale Presse. Damit wurde der Presse in Bayern die Behandlung politischer Fragen entzogen.

Die französische Februarrevolution von 1848 griff ab März auch auf Deutschland über. Forderungen nach bürgerlich-demokratischen Reformen und nationaler Einheit wurden laut. Auch die soziale Frage erhielt nun größere politische Relevanz. Das revolutionäre Geschehen dauerte bis zum Spätsommer 1849.

Zu den Erfolgen der revolutionären Bewegung zählten die Politisierung der Öffentlichkeit und die Pressefreiheit. Der Deutsche Bund stellte den Bundesstaaten am 6. März 1848 frei, die Zensur aufzuheben. In Bayern kündigte König Maximilian II. (reg. 1848-1864) am 22. März 1848 das Gesetz über die Pressefreiheit an, das am 4. Juni 1848 erlassen wurde.

In den beiden Revolutionsjahren erschienen 105 neue Zeitungen auf dem bayerischen Markt, wovon 74 Zeitungen alleine 1848 begründet wurden. Die zahlreichen Zeitungsneugründungen spiegeln das offenkundige Publikationsbedürfnis und Interesse vor allem der städtischen Öffentlichkeit für die politischen Entwicklungen und Themen wider. Die meisten Revolutionszeitungen bestanden nur bis Ende 1850. Nur 18 konservative Blätter überdauerten dieses Jahr.

Die Zentren der Neugründungen waren München (24), Augsburg (10), Würzburg (10), Nürnberg (9) und Bamberg (6).

Zeitungen sind Zeugnis der einsetzenden Politisierung der Öffentlichkeit im 19. Jahrhundert. Der Politologe Peter Steinbach bezeichnet Zeitungen als „den vielleicht wichtigsten Zugang zu einer Geschichte“, „denn Zeitungen erlauben Vergangenheit nicht nur vom Anfang her zu schildern, sondern Geschichte aus der Mitte, aus den Entwicklungen selbst, darzustellen.“

In dem kurzen Zeitraum der ersten Pressefreiheit von 1848 bis 1850 entfaltete sich eine publizistische Vielfalt. Der in München von den Studenten Franz Ludwig und Joseph Sensburg gegründete „Vorwärts!“ ist dabei der Prototyp der revolutionären Presse. Es war das Organ des Münchner Demokratischen Vereins und unterstützte zuletzt die Ziele des Märzvereins (Dachorganisation der demokratischen Verbände in der Revolution von 1848/49).

Umgekehrt gelang aber auch dem alten System die Integration der politisierten Öffentlichkeit. Ein Beispiel dafür ist das seit 1802 bestehende, demokratisch, katholisch ausgerichtete „Münchener Tagblatt“, das am 1. September 1849 mit seinem Besitzer auch die Gesinnung wechselte. Nun konnte es mit dem ultramontanen „Scherz und Ernst“ vereinigt werden und spiegelt damit den Einfluss des konstitutionell-monarchischen Vereins auf die bayerische Presse wider.

Allerdings erreichte die revolutionsfreundliche, liberale Presse eine dauerhafte Politisierung der Presse und Öffentlichkeit. Die Zeitungen und ihre Herausgeber mit ihren vielfältigen politischen Gesinnungen und Meinungen förderten und prägten den politischen Diskurs im öffentlichen Raum. Diese Entwicklung war nicht umzukehren und wirkte weit über die Revolution der Jahre 1848 bis 1850 nach.

Andreas Dahlem, München

 

Zur detaillierten Beschreibung der einzelnen Zeitungen


Hinweise zur Benutzung

Die Zeitungen liegen als Blätterversion vor. Die Ausgaben sind jeweils über Inhaltsverzeichnisse erschlossen.

Die zahlreichen kurzlebigen Revolutionszeitungen sind meist unvollständig überliefert. Es gelang teilweise, Ersatzüberlieferungen für fehlende Ausgaben oder Seiten in anderen Bibliotheken zu finden. Fehlende Seiten oder Ausgaben sind in den detaillierten Beschreibungen der einzelnen Zeitungen nachgewiesen. Einzelne Seiten sind beschädigt, teilweise standen für die Digitalisierung nur Vorlagen mit verminderter Qualität zur Verfügung.

Angaben zum Projekt


Das Angebot wurde am Münchener Digitalisierungszentrum der Bayerischen Staatsbibliothek München 2007/08 retrodigitalisiert.

Die Universitätsbibliothek Augsburg, die Staatsbibliothek Bamberg, das Dortmunder Institut für Zeitungsforschung, die Universitäts- und Landesbibliothek Münster, die Universitätsbibliothek Tübingen und die Universitätsbibliothek Würzburg stellten dankenswerterweise ihre Exemplare der Zeitungen zur Verfügung, um das Angebot möglichst zu komplettieren.

Das Projekt wurde im November 2009 in der Bayerischen Landesbibliothek Online veröffentlicht.