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Die Margareta Ebner-Handschrift aus Maria Medingen

medingenMargareta Ebner (1291-1351), Dominikanerin in Maria Medingen (Lkr. Dillingen), war eine Vertreterin der deutschen Frauenmystik des 14. Jahrhunderts. Die älteste überlieferte Handschrift ihrer Aufzeichnungen wird bis heute im Kloster Maria Medingen aufbewahrt.

Zur Handschrift

 

Kloster Maria Medingen

Bereits 1239 wird in Maria Medingen (amtlich: Kloster-Mödingen) eine geistliche Frauengemeinschaft erwähnt. Graf Hartmann IV. von Dillingen (gest. 1258) begründete das Kloster 1246 als Dominikanerinnenkonvent. Das Kloster wurde im 16. Jahrhundert nach der Einführung der Reformation in Pfalz-Neuburg säkularisiert. 1616 besiedelten es nach der Gegenreformation Dominikanerinnen aus Augsburg. 1802 wurde Maria Medingen erneut aufgehoben. 1843 übernahmen die Dillinger Franziskanerinnen das Kloster. Sowohl 1616 als auch 1843 lebten noch Schwestern der aufgehobenen Konvente, so dass das klösterliche Leben in Maria Medingen seit dem 13. Jahrhundert trotz der Aufhebungen bis heute nicht erloschen ist.


Margareta Ebner

Die bedeutendste Nonne aus Maria Medingen war die Mystikerin Margareta Ebner, die 1291 in Donauwörth geboren wurde und schon als Kind nach Maria Medingen kam. Dort legte sie 1306 ihre Gelübde ab. Sie starb am 20. Juni 1351 in Maria Medingen. 1979 wurde sie selig gesprochen.

Margareta Ebner erkrankte 1312 schwer und war fast zeitlebens krank und bettlägrig. Starken Einfluss übte auf sie der Priester Heinrich von Nördlingen aus, ein bedeutender Vermittler mystischen Gedankenguts, den sie 1332 kennenlernte.  Die Briefkorrespondenz zwischen Margareta Ebner und Heinrich von Nördlingen ist die erste erhaltene deutschsprachige Briefsammlung. Kontakte hatte sie auch zu Johannes Tauler (gest. 1361) und der dominikanischen Mystikerin Christina Ebner (1277-1356) aus Engelthal, die nicht mit ihr verwandt war.

Heinrich von Nördlingen veranlasste Margareta Ebner, ab 1344 ihre mystischen Erfahrungen in ihren "Offenbarungen" niederzuschreiben. Die Mystik der Margareta Ebner kennzeichnet eine tiefe Christusfrömmigkeit mit Passions- und Brautvorstellungen.

 

Handschrift

Die Maria Medinger Handschrift ist die älteste Quelle der mystischen Schriften der Margareta Ebner. Der erste Teil der Handschrift mit den "Offenbarungen" wurde 1353 vollendet, also zwei Jahre nach dem Tode Ebners (vgl. Vermerk auf 95v).Der anschließende Teil mit dem "Pater noster" der Margareta Ebner  entstand nach Ausweis der Schrift zur gleichen Zeit oder nur wenig später.

Der späteren Klostertradition galt die Handschrift, wie ein entsprechender Eintrag auf fol. 1r bezeugt, als Originalhandschrift der Mystikerin, was aber wegen der Datierung auf das Jahr 1353 auszuschließen ist.

Erster sicherer Beleg über die Aufbewahrung in Maria Medingen ist ein Besitzervermerk aus dem frühen 15. Jahrhundert auf fol. 101v. Der barocke Einband entstand vermutlich um 1715.

Eine ausführliche Beschreibung der Handschrift wurde im Handschriftenerschließungszentrum der Bayerischen Staatsbibliothek durch Dr. Elisabeth Wunderle erstellt.

Zur ausführlichen Handschriftenbeschreibung

 

Gliederung

1r: Zuschreibung der Handschrift an Margareta Ebner (Ende 16./Anfang 17. Jahrhundert)

1r - 95v: "Offenbarungen" der M. Ebener

95v: Vermerk über die Vollendung der "Offenbarungen" 1353

96r: Reimoffizium zu Visitatio Mariae

98v - 101v: "Der Ebnerin Pater noster"

101v: Besitzvermerk des 15. Jahrhunderts


Weiterführende Hinweise

Margareta Ebner bei der Deutschen Biographie

Margareta Ebner beim Repertorium der "Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters"

Informationen über die Handschrift beim Handschriftencensus

Die Edition des Briefwechsels und der Offenbarungen findet sich bei "Philipp Strauch, Margareta Ebner und Heinrich von Nördlingen. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Mystik, Freiburg/Tübingen 1882", online bei der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

 

Hinweise zur Benutzung

Die Handschrift liegt als digitalisierte Blätterversion vor.


Angaben zum Projekt

Die Handschrift wurde 2013 anlässlich einer Ausstellung durch das Münchener Digitalisierungszentrum digitalisiert und im Handschriftenerschließungszentrum der Bayerischen Staatsbibliothek detailliert durch Dr. Elisabeth Wunderle beschrieben. Die Bereitstellung erfolgt in Kooperation mit dem Franziskanerinnen-Kloster Maria Medingen.

Das Projekt ist seit Juni 2013 online.

Florian Sepp