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Fürstenfeldbrucker Zeitung

Fürstenfeldbrucker Zeitung, 1928, Bd. 1, Nr 1 Fürstenfeldbrucker Zeitung, 1./2.1.1928

Die Fürstenfeldbrucker Pressegeschichte kann als typisch für viele Märkte und Kleinstädte Oberbayerns angesehen werden. Für die lokale Forschung stellt die Zeitungsüberlieferung eine bedeutende Quelle dar, die allerdings nur eingeschränkt nutzbar ist.

 

Inhaltsverzeichnis

 

Das "Brucker Wochenblatt"/"Fürstenfeldbrucker Tagblatt"

Die Geschichte der örtlichen Tagespresse in Fürstenfeldbruck nahm ihren Anfang im Jahr 1847. "Gleich vielen Städten und Märkten", wie das erste Vorwort bemerkt, wurde für den damals 3.000 Einwohner zählenden Markt Bruck und den umliegenden Bezirk das "Brucker Wochenblatt" ins Leben gerufen. Zunächst diente das Blatt in erster Linie als amtliches Verlautbarungsorgan für den Bezirk Bruck (von September 1847 bis 1862 zugleich für den Bezirk Dachau). 1896 erfolgte die Trennung in ein öffentliches Wochenblatt und das Amtsblatt des Bezirksamts.

Das "Brucker Wochenblatt" aus dem örtlichen Verlag von Albert Sighart erschien in der Folge dreimal wöchentlich, erst ab 1936 täglich - und änderte zu diesem Zeitpunkt seinen Namen entsprechend in "Fürstenfeldbrucker Tagblatt". Die Zeitung mit konservativ-bürgerlicher Ausrichtung bediente dabei die örtlichen Informationsbedürfnisse. In der Bevölkerung dominierten bürgerliche Kreise, die in Handel und Handwerk verankert waren. Industriebetriebe waren am Ort keine vorhanden. Auch war der Markt Mittelpunkt des weithin ländlich geprägten Bezirks Bruck und somit Standort der unteren staatlichen Behörden mit seiner Beamtenschaft.

Das "Wochenblatt" behielt nach 1918 seine Ausrichtung bei und unterstützte offen die Politik der BVP. Besonders in der Schlussphase der Weimarer Republik setzte sich das Blatt mehrmals kritisch mit der Politik der NSDAP auseinander. Repressalien nach 1933, etwa Schutzhaftmaßnahmen gegen den Chefredakteur Dr. Franz-Xaver Habrich (geb. 1902, nach 1933 zeitweise nach Südamerika emigriert, gest. nach 1945), beendeten diese Gegnerschaft jedoch abrupt und brachten die Zeitung rasch auf NS-Linie. Eine gewisse inhaltliche Selbstständigkeit konnte sich das "Wochenblatt" jedoch bewahren, was der direkte Vergleich mit den NS-Presseerzeugnissen deutlich macht.

Mit einer Auflagenhöhe bis zu 3.300 Exemplaren im Jahr 1931 war das "Wochenblatt" die bestimmende Tageszeitung in Markt und Bezirk (mit ca. 6.000 bzw. ca. 35.000 Einwohnern).

 

Konkurrenz von innen und außen - "Brucker Zeitung" und "Fürstenfeldbrucker Zeitung"

Ab 1898 erschien im lokalen Verlag von Max Wurmdobler die liberale "Brucker Zeitung" als Organ des Bayerischen Bauernbundes, der im Bezirk Bruck bis zum Ersten Weltkrieg die einzige relevante politische Kraft neben dem Zentrum darstellte. 1914 stellte die Zeitung ihr Erscheinen ein.

1924 erschien erstmals die "Fürstenfeldbrucker Zeitung" als Kopfblatt im "Bayerischen Zeitungsblock", einem Zusammenschluss von rund 20 Lokalzeitungen in Oberbayern, der 1923 von Klaus Eck (1881-1929) und Adolf Müller (1884-1945), dem Besitzer der Druckerei "Buchgewerbehaus Müller & Sohn" gegründet worden war. Die redaktionelle Arbeit wurde weitgehend durch die Münchner Redaktion erledigt, wechselnde Lokalredakteure waren jedoch mit der örtlichen Berichterstattung betraut. Gemeinsam mit dem "Amperboten"/"Dachauer Zeitung" (Dachau), dem "Glonntalboten" (Indersdorf) und dem "Land- und Seeboten" (Starnberg) bildete die "Fürstenfeldbrucker Zeitung" die Abteilung IV des Zeitungsblocks.

Die einzelnen Zeitungen des "Zeitungsblocks" wurden im "Buchgewerbehaus" in der Münchener Schellingstraße redigiert, gedruckt und vertrieben. Zwar übernahm das Buchgewerbehaus auch den Druck zahlreicher Erzeugnisse des nationalsozialistischen Franz Eher Nachf. Verlags wie des "Völkischen Beobachters" oder Adolf Hitlers "Mein Kampf", trotzdem waren die eigenen Presseerzeugnisse des "Zeitungsblocks" vor 1933 nicht explizit nationalsozialistisch. Die Ausrichtung wird in den zeitgenössischen Pressehandbüchern entsprechend auch mit christlich-konservativ (1928), später mit vaterländisch (1931) angegeben.

Doch bereits ab Mai 1933 kontrollierte der nationalsozialistische Eher-Verlag das Buchgewerbehaus, der "Bayerische Zeitungsblock" wurde als "NS-Zeitungsblock" "gleichgeschaltet". Die Berichterstattung des "Zeitungsblocks" entsprach in der Folge den Maßgaben der NSDAP und trug parteiamtlichen Charakter. Auch die "Fürstenfeldbrucker Zeitung" wurde so offizielles NS-Parteiblatt für den Bezirk Bruck. Zwar steigerte der "Zeitungsblock" in der NS-Zeit seine Gesamtauflage für alle Zeitungen von ca. 25.000 (1932) auf über 50.000 (1939), wodurch die NS-Propaganda breiteren Einfluss im Land gewann. Doch gegen ein etabliertes älteres, lokales Presseerzeugnis wie das "Fürstenfeldbruck Wochen-/Tagblatt" musste sich die NS-Presse mit dem zweiten Platz begnügen.

Zwar konnte die Auflage der Abteilung IV des "Zeitungsblocks" bis 1939 mehr als vervierfacht werden, doch verteilten sich die insgesamt 6.000 Exemplare jeder Ausgabe (1932: 1.400) auf die Orte Dachau, Starnberg, Indersdorf und Fürstenfeldbruck mit ihrem jeweiligen Umland. Im lokalen Gefüge blieb die "Fürstenfeldbrucker Zeitung" damit weit hinter dem "Wochen-" bzw. "Tagblatt" zurück.

 

Die örtliche Tagespresse im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit

Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurde der Umfang der Zeitungen aus Papiermangel immer weiter reduziert, was v.a. zu Lasten der Lokalteile ging, ehe im April 1945 das vorläufige Ende jeglicher lokaler Berichterstattung kam.

Erst vier Jahre nach dem Ende der NS-Herrschaft und dem Ende des Lizenzzwangs durch die Militärregierung konnte das "Fürstenfeldbrucker Tagblatt" (ab 1949) wieder erscheinen, musste aber von Anfang an mit den "Brucker Nachrichten" konkurrieren, der seit 1948 erscheinenden Lokalausgabe des "Münchner Merkur". 1971 kam mit dem "Regionalanzeiger" der Lokalteil der "Süddeutschen Zeitung" hinzu (heute "Fürstenfeldbrucker SZ"). Der zunehmenden Konkurrenz durch die großen Münchner Zeitungen war das "Tagblatt" jedoch auf Dauer nicht mehr gewachsen. 1973 endete deshalb die 126-jährige Geschichte der eigenständigen Zeitung. Heute erscheint das "Tagblatt" als Lokalausgabe des "Münchner Merkur".

 

Überlieferung und Digitalisierung

In der Bayerischen Staatsbibliothek findet sich die vollständigste Überlieferung der Zeitungen für Fürstenfeldbruck. Einzig der Bestand der "Fürstenfeldbrucker Zeitung" weist größere Lücken auf. Vorhanden sind nur mehr die Jahre 1928 bis 1938, 1942 und 1944 bis 1945, der Rest muss als verloren gelten.

In Fürstenfeldbruck ist eine fast vollständige Überlieferung des "Wochen-" bzw. "Tagblatts" in der Lokalredaktion des heutigen "Fürstenfeldbrucker Tagblatts" vorhanden. Darüber hinaus existiert eine Mikroverfilmung des "Wochen-" bzw. "Tagblatts" (1896-1945) im Stadtarchiv Fürstenfeldbruck, die in den 1980er Jahren aus den Beständen von BSB und Tagblatt-Archivon der Stadt angefertigt worden war. Die Zeitungen seit 1949 liegen weitgehend im Original vor (die "Brucker Nachrichten" setzen jedoch erst 1967 Jahren ein). Von der "Brucker" bzw. "Fürstenfeldbrucker Zeitung" haben sich hingegen nur Splitter erhalten.

Literatur:

Michael Volpert, M.A.

 

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Hinweise zu Benutzung

Die Fürstenfeldbrucker Zeitung steht als Blätterversion zur Verfügung. Die einzelnen Ausgaben sind über ein Inhaltsverzeichnis gesondert ansteuerbar.

 

Angaben zum Projekt

Die digitalisierten Fassungen der Fürstenfeldbrucker Zeitungen sind Teil des Schwerpunktes Zeitungen in der BLO. Die Digitalisierung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Fürstenfeldbruck. Die Finanzierung ermöglichte die Stadt Fürstenfeldbruck.