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ArchIcon online - Neuzeitliche Architekturhandschriften der Bayerischen Staatsbibliothek

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Als Folgeprojekt von BSB - CodIcon online befindet sich der Katalog ArchIcon – Neuzeitliche Architekturhandschriften der Bayerischen Staatsbibliothek im Aufbau. Das Projekt ist eine sachbezogene Erweiterung des elektronischen Katalogs CodIcon online. Aus dem darin beschriebenen Bestand der Codices iconographici Monacenses - seit der Entstehungszeit der ersten überlieferten Werke bis zur Zeit um 1650 – sind bereits einige herausragende Architectonici beschrieben und digital präsentiert. In Veränderung des Katalogprinzips – von der Fonds-Beschreibung zum Sachkatalog – wird nun der über verschiedene Fonds verstreute Gesamt-Bestand an illustrierten handschriftlichen Werken mit Plänen, Skizzen und Aquarellen zur Architektur und Baugeschichte in der Bayerischen Staatsbibliothek systematisch beschrieben und mit digitaler Darstellung zugänglich gemacht.


89 handgezeichnete Werke des 17. bis 20. Jahrhunderts zur Architektur allein im Bestand der Codices iconographici sind aufzunehmen, in analogem Verfahren und momentan noch innerhalb CodIcon online. Hinzu kommen 26 Objekte aus den Fonds Codices germanici (Cgm), Codices italici (Cod.ital.) und Codices latini (Clm) und 15 thematisch einschlägige Nachlässe, die in Kurzverzeichnissen rudimentär erfasst sind. Unter den Nachlässen der Bayerischen Staatsbibliothek werden auch jene berücksichtigt, die nur schriftliches Material enthalten. Das betrifft die Architekten Alfred Friedrich Bluntschli (1842-1930), Emmanuel von Herigoyen (1746-1817), Gottfried von Neureuther (1811-1887) oder August (1843-1916) und Friedrich (1852-1921) Thiersch.

Die digitale Darstellung der Nachlass-Repertorien im Bild, verbunden mit der indizierten und somit recherchierbaren Transkription der Inhaltsverzeichnisse, ist als Ergänzung zu einem zeichnerischen Nachlass gedacht, der in anderen Sammlungen aufbewahrt wird – in München vor allem im Architekturmuseum der Technischen Universität oder der Staatlichen Graphischen Sammlung. Auch der umfangreiche in der Bayerischen Staatsbibliothek ruhende Nachlass von Paul Ludwig Troost (1878-1934) soll zugänglich und recherchierbar gemacht werden, allerdings aus urheberrechtlichen Gründen ausschließlich über das Repertorium.

Für die Objektauswahl war das Kriterium der Architekturdarstellung ausschlaggebend, abgegrenzt gegen unspezifische Veduten, und beim Festungsbau gegenüber der Feuerwerkskunst. Inbegriffen sind schriftliche Traktate mit Illustrationen, jedoch keine mit rein technisch-mathematischen Zeichnungen. Diese sollen aber in einem Anhang zu weitergehender Forschung aufgelistet werden.

 

Die Architectonici gliedern sich inhaltlich in folgende Bereiche:

  • Architekturtheorie und antike Vorlagen
  • Gartenarchitektur (Parks und Schlossgärten)
  • Ingenieurskunst (Brücken- und Wasserbau)
  • Kunstgewerbe (Dekorative Künste in Sakral- und Zivilbau)
  • Lehrmaterial
  • Militär und Festungsbau (Theorie und Entwurf)
  • Nicht ausgeführte Bauten und Idealprojekte
  • Prachtbauten (Schlösser, repräsentative Staatsbauten, Museen)
  • Sakralbau (mit Innenausstattung)
  • Stadtansichten und –pläne, Flurkarten
  • Zivilbau (Wohnbauten mit Innenausstattung, öffentliche Gebäude und Verwaltungsbau)

 

Die Mehrheit der zu bearbeitenden Handschriften stammt aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Für die älteren Handschriften des späten 16. und 17. Jahrhunderts liegt der inhaltliche Schwerpunkt auf der Architekturtheorie in Auseinandersetzung mit der Antike, d.h. den 'Zehn Büchern über Architektur' des Vitruv. Ein herausragendes Objekt aus dem Bestand der BSB ist Cod.ital. 37 a, eine nicht vollständige italienische Abschrift dieses Werkes aus dem 16. Jahrhundert mit Illustrationen und einem beigegebenen Brief Raffaels (1483-1520).

Exemplarisch für die durch politische Auseinandersetzungen zwischen Orient und Okzident geprägte Zeit ist ein umfänglicher Bestand von Festungsliteratur in Theorie und Darstellung. Sie spiegelt die Veränderung der Wehrbauten, die im Zuge der Entwicklung der Feuerwaffen und der damit verbundenen Zunahme der Schlagkraft erforderlich wurde. Das für das 17. und 18. Jahrhundert charakteristische Vorlagenmaterial für die Ausbildung des Architekten ist durch Ansichten und Pläne von Zivil- und Militärgebäuden, Antikennachzeichnungen und Spezialsammlungen von Rissen zur Innenausstattung sakraler und profaner Architektur und auch Gartenarchitektur repräsentiert.

Bemerkenswert unter den Werken zur Architekturtheorie aus dem 17. Jahrhundert ist der zweibändige französische Traktat des Frederic Conders ab Helpen (geb. 1631) Cod.icon. 192 a und 192 b. Mehr noch im künstlerischen Rang besticht der repräsentative Dedikationsband Cod.icon. 187, datierbar um 1714. Der im Umfeld des Sonnenkönigs tätige Architekt Pierre Alexis Delamair (1676-1745), von seinen Zeitgenossen "Kolonnaden-Architekt"  genannt, hat darin dem bayerischen Kurfürsten Max Emanuel (1662-1726) seine wichtigsten Entwürfe zusammengestellt in der letztlich vergeblichen Hoffnung auf eine Anstellung in München.

Der hohe künstlerische Rang gilt auch für einen Gartenplan Friedrich Friedrich Ludwig von Sckells (1750-1823) und die Bauzeichnungen Karl Haller von Hallersteins (1774-1817) und Friedrich von Gärtners (1791-1847) für München, die zum Teil zentrale Werke im Œuvre der Künstler darstellen. Diese Bestände sind mit denen Graphischer Sammlungen vergleichbar und daher auf einem ähnlichen Erschließungsstandard zu beschreiben. Den Schwerpunkt des Materials aus dem 19. und auch 20. Jahrhundert bildet umfangreiches Zeichnungsmaterial zur Blütezeit der Baugeschichte München mit Plansammlungen der bedeutendsten Architekten: Leo von Klenze (1784-1864)., Friedrich von Gärtner (1791-1847), Georg Friedrich Ziebland (1800-1873), Eduard Metzger (1807-1894) und Eduard von Riedel (1813- 1885).

Eine Neuerung in der Präsentation der Architectonici ist die Möglichkeit der Betrachtung mittels Zoom. Bis hin zu sehr großen Formaten von Einzelblättern und Klebebänden lassen sich die digitalisierten Objekte stufenlos vergrößern, so dass Strichführung und Größe sowie die Beschriftung der Zeichnung bequem betrachtet und untersucht werden können.
Mittelfristig ist eine digitale Präsentation außerhalb von CodIcon online geplant.

Das Projekt des Gesamtkataloges der Architekturzeichnungen der BSB im elektronischen Katalog CodIcon online wird im Rahmen der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten "Verteilten Digitalen Forschungsbibliothek" erarbeitet. Die Daten werden sich zu einem späteren Zeitpunkt auch über das im Aufbau befindliche zentrale Nachweisinstrument für Handschriften in Deutschland und anderen europäischen Ländern "Manuscripta mediaevalia" im globalen Kontext abrufen lassen.

Marianne Reuter

 

 

 

 

 

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