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Kaiser-Heinrich-Bibliothek Bamberg

Heinrich II. als Bücherstifter (SB Bamberg, Msc.Bibl.95, fol. 7v). Heinrich II. als Bücherstifter (aus der Handschrift SB Bamberg, Msc.Bibl.95, fol. 7v).

Die Staatsbibliothek Bamberg verfügt mit 165 Kodizes und Handschriftenfragmenten, die nachweislich oder mit großer Wahrscheinlichkeit auf Kaiser Heinrich II. (gest. 1024) zurückgehen, über die weltweit einzige geschlossen erhaltene kaiserliche Bibliothek des frühen Hochmittelalters. Diesen einzigartigen Bestand einem größeren Benutzerkreis zugänglich zu machen und seine Erforschung zu erleichtern ist das zentrale Anliegen dieses Projekts, das 2012 abgeschlossen wurde.

 

Inhaltsverzeichnis

Der historische Hintergrund

Mit der Gründung des Bistums Bamberg im Jahre 1007 durch den späteren Kaiser Heinrich II. (973–1024) gelangten sukzessive wertvolle Handschriften in die Bamberger Dombibliothek und das Stift St. Stephan. Diese wurden entweder aus bestehenden Bibliotheken nach Bamberg geschenkt oder durch Heinrich II. gezielt für seine Bistumsgründung in Auftrag gegeben.

Mit der Säkularisation 1802/03 gingen die Bibliotheken der Stifte und Klöster des ehemaligen Hochstifts Bamberg in das Eigentum des bayerischen Staates über und wurden fast vollständig in die Kurfürstliche Bibliothek, die heutige Staatsbibliothek Bamberg, überführt.

Alle Verheerungen der letzten 1000 Jahre durch Kriege und andere Katastrophen überstand die Bibliothek Heinrichs II. im Kern unbeschadet, so dass sich im Bestand der Staatsbibliothek Bamberg noch heute 165 Codices und Handschriftenfragmente aus der Zeit bis 1024, dem Todesjahr Heinrichs II., befinden. Damit verfügt die Staatsbibliothek Bamberg über die weltweit einzige geschlossen erhaltene kaiserliche Bibliothek des frühen Hochmittelalters. Zwei dieser Handschriften, die Bamberger Apokalypse (Msc.Bibl.140) und der Kommentar zum Hohen Lied und zum Buch Daniel (Msc.Bibl.22), wurden 2004 in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen.

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Projektziel

Diese einzigartige Bibliothek einem größeren Benutzerkreis zugänglich zu machen und die Erforschung der einzelnen Handschriften sowie des gesamten Ensembles zu erleichtern ist das zentrale Anliegen des Digitalisierungsprojektes „Kaiser-Heinrich-Bibliothek“. In enger Kooperation mit der Bayerischen Staatsbibliothek München und mit finanzieller Unterstützung der Oberfrankenstiftung hat die Staatsbibliothek Bamberg diese 165 Handschriften zwischen 2010 und 2012 sukzessive auf ihren Internetseiten digital und kostenlos zur Verfügung gestellt. Ein zusätzlicher Mehrwert entsteht durch die Anreicherung der Digitalisate mit Strukturdaten, Katalogbeschreibungen und Daten der Forschungsdokumentation.

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Auswahl, Datierung und Lokalisierung der Handschriften

Die Staatsbibliothek Bamberg besitzt insgesamt rund 1.000 mittelalterliche Handschriften. Für das Digitalisierungsprojekt wurden davon neben den Handschriften, die nachweislich auf Heinrich II. zurückgehen, auch diejenigen berücksichtigt, bei denen es von der Datierung her wahrscheinlich ist, dass sie auf die Stiftung durch diesen Kaiser (gest. 1024) zurückgehen. Dabei wurde bewusst großzügig verfahren: So fanden beispielsweise Handschriften mit einer Datierung auf die 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts oder auf das 1. Drittel des 11. Jahrhunderts Aufnahme in das Projekt, solche mit einer Datierung auf das 2. Viertel des 11. Jahrhunderts oder auf die Mitte des 11. Jahrhunderts hingegen nicht.

Nun ist die Frage der Datierung der einzelnen Handschriften in der Forschung oft sehr umstritten. Da es aber nicht Aufgabe des Projektes sein soll und kann, sich in diese Forschungskontroversen zu verstricken oder sie gar zu lösen, wurde ein strikt formales Vorgehen gewählt:

Für die Datierung (und auch für die Lokalisierung) wurde zunächst der jüngste der Kataloge zum Bamberger Handschriftenbestand herangezogen (Suckale-Redlefsen 2004). Für die dort nicht angeführten Handschriften wurde der zweitjüngste Katalog (Bischoff 1998) konsultiert und die dortigen Datierungen (und Lokalisierungen) übernommen. Schließlich fand noch der Katalog von Hoffmann (1995) Berücksichtigung; es wurden all diejenigen dort verzeichneten Handschriften für das Projekt ausgewählt, die in den beiden anderen Katalogen nicht aufgeführt sind, nach der Datierung Hoffmanns jedoch durchaus zur Bibliothek Heinrichs II. gehört haben können. Diese rein formalen Kriterien gewährleisten, dass angesichts der oft strittigen und unsicheren Datierungen die Handschriftenauswahl für das Projekt möglichst weitmaschig vorgenommen wurde.

Die Zuordnung der Skriptorien zu Ländern für den systematischen Zugriff erfolgte auf der Grundlage der heutigen politischen Grenzen ohne Berücksichtigung der – über die Jahrhunderte oft sehr schwankenden – historischen Entwicklung.

Die Codices wurden grundsätzlich komplett digitalisiert, um den Gesamtkontext nicht zu zerstören. Bei einigen wenigen Sammelhandschriften führt dies dazu, dass neben den älteren Beibänden auch solche Beibände in der „Kaiser-Heinrich-Bibliothek“ Aufnahme fanden, die aufgrund ihres relativ jungen Alters definitiv nicht auf Heinrich II. zurückgehen können.

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Die Katalogbeschreibungen

Zu fast allen Handschriften der „Kaiser-Heinrich-Bibliothek“ wird in PDF-Format die zugehörige Beschreibung des Handschriftenkatalogs der Staatsbibliothek Bamberg angeboten, den Friedrich Leitschuh und Hans Fischer von 1895 bis 1908 veröffentlichten. Obwohl dieser Katalog inzwischen über 100 Jahre alt und damit natürlich nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Forschung ist, bietet er auch heute noch großen Nutzen, da er weiterhin einen hervorragenden ersten Einstieg in Struktur, Inhalt und Provenienz der Bamberger Handschriften gewährt.

Liegt der Fokus des Katalogs von Leitschuh/Fischer auf der philologischen Beschreibung der Handschriften, so stellt der im Jahre 2004 publizierte zweibändige Katalog von Gude Suckale-Redlefsen zu den „Handschriften des 8. bis 11. Jahrhunderts der Staatsbibliothek Bamberg“ den kunsthistorischen Aspekt in den Vordergrund. Das Werk von Suckale-Redlefsen ist zwar auf einem deutlich aktuelleren Forschungsstand als das von Leitschuh/Fischer, berücksichtigt jedoch lediglich die illuminierten Handschriften. Somit liegen nur für gut die Hälfte der Handschriften Beschreibungen von Suckale-Redlefsen vor; auch sie werden als PDF-Dateien angeboten.

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Die Forschungsdokumentation

Für die Forschungsdokumentation finden all diejenigen Erwähnungen Bamberger Bestände in der wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Literatur Berücksichtigung, die der Staatsbibliothek Bamberg bekannt werden. Dies reicht von der kurzen Nennung in einer Fußnote über den Aufsatz bis hin zur Monographie. Nicht berücksichtigt werden hingegen Publikationen, die Abbildungen Bamberger Handschriften lediglich mit schmückender Absicht verwenden, im Text also keinen Bezug auf diese Handschrift nehmen. Die Daten werden in einer Offline-Datenbank laufend gepflegt und in Abständen von rund sechs Monaten in die Online-Version überspielt.

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Literatur

  • Bernhard Bischoff, Katalog der festländischen Handschriften des neunten Jahrhunderts (mit Ausnahme der wisigotischen). Teil 1, Wiesbaden 1998.
  • Hartmut Hoffmann, Bamberger Handschriften des 10. und des 11. Jahrhunderts, Hannover 1995.
  • Friedrich Leitschuh / Hans Fischer, Katalog der Handschriften der Königlichen Bibliothek zu Bamberg, Bamberg 1895–1908. [Digitalisat]
  • Gude Suckale-Redlefsen, Die Handschriften des 8. bis 11. Jahrhunderts der Staatsbibliothek Bamberg, Wiesbaden 2004.
  • Bernhard Schemmel, Heinrich II. und Bambergs Bücherschätze, in: Historischer Verein Bamberg für die Pflege der Geschichte des Ehemaligen Fürstbistums [Hg.], Bericht 133 (1997), 127-146b.

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Hinweise zur Benutzung

Die Kaiser-Heinrich-Bibliothek ordnet alle Handschriften und Fragmente nach Datierung, Signatur und Skriptorium. Alle Digitalisate liegen als Blätterversionen vor. Sie sind durch Inhaltsverzeichnisse erschlossen und mit Katalogbeschreibungen und Daten der Forschungsdokumentation angereichert.

 

Angaben zum Projekt

Dieses Angebot ist ein Kooperationsprojekt der Staatsbibliothek Bamberg und der Bayerischen Staatsbibliothek München. Die Bereitstellung und Betreuung der technischen Infrastruktur, sowie die Langzeitarchivierung der Digitalisate erfolgt durch das Münchener Digitalisierungszentrum. Das Projekt wird durch die Oberfrankenstiftung gefördert. Die Kaiser-Heinrich-Bibliothek ist seit November 2010 mit einer ersten Auswahl von Handschriften online; der Abschluß des Projekts erfolgte im Oktober 2012.

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