Im 19. Jahrhundert wurde das Königreich Bayern erstmals flächendeckend kartographisch erfaßt. Im Rahmen einer Steuer-Katastervermessung entstanden in den Jahren 1808 bis 1853 ca. 22.000 großformatige Flurkarten. Aus diesem umfangreichen Bestand werden an dieser Stelle 2400 Ortsblätter exklusiv veröffentlicht.
Ab 1808 wurde Bayern unter der Leitung einer eigens eingesetzten "Steuer-Kataster-Kommission" (später "Katasterbureau") flächendeckend vermessen und kartographisch erfaßt. Die Einteilung der Kartenblätter folgte einem imaginären Gitternetz, dessen Ausgangspunkt München war, und das Bayern systematisch in identisch große Quadrate aufteilte, von denen jedes eine Seitenlänge von 8000 bayerischen Fuß (2334,87m) hatte. Die Benennung der Einzelkarten erfolgte ausgehend von den Himmelsrichtungen (NW, NO, SO, SW) nach einem System von Schichten und Reihen mit einer Kombination von römischen und arabischen Ziffern durchnumeriert.
Nachdem sämtliche Flure eines Distriktes von ihren Besitzern markiert wurden, wurde das Land zunächst durch ein engmaschiges Netz von Dreiecken erfasst, die aus zuvor definierten Messpunkten gezogen wurden. Im zweiten Schritt wurden die Grundstücke vermessen. Dabei gab es klar definierte Aufgabenbereiche: "Die Arbeiter der Messung auf dem Felde theilen sich in die des Trigonometers, welcher Dreyecke erster und zweiter Klasse mißt; in die des Geometers, der die festen Punkte für das Flur-Netz (…) auf den Meßtisch bringt, (…) dann in die des Geodäten, der das Detail in das vom Geometer entworfene Gerippe einmißt."
Genau festgelegt wurden auch die technische Ausstattung der Vermessungsingenieure, "die dem Geodäten nothwendigen Instrumente". Dazu gehörten:
"1. Ein guter dauerhafter Meßtisch,
2. Ein Diopterlineal oder Kippregel,
3. Eine Wasserwaage,
4. Ein fleißig gearbeitetes mathematisches Besteck samt Maßstab,
5. Eine 50 oder 100 füßige Messkette, endlich
6. Ein gutes Lineal samt rechtwinkligem Dreyeck."
Die verantwortungsvollste Position war die des Geometers. Dieser hatte die Arbeit der Trigonometer und Geodäten in seinem Distrikt zu koordinieren und zu überwachen und die Meßdaten zusammenzuführen. Außerdem oblag ihm die finanzielle Planung einer Gebietsvermessung. Er erstellte in deren Vorfeld ein finanzielles Gutachten und war somit für die leistungsgerechte Entlohnung der Trigonometer und Geodäten verantwortlich.
In der Instruktion von 1808 wurde auch die Entlohnung festgelegt. Sie erfolgte leistungsorientiert und berücksichtigte die topographischen Begebenheiten. Je nach Schwierigkeitsgrad wurde jedem Geodäten eine Pauschale von zwei bis acht Kreuzern pro vermessenem Tagwerk bezahlt. Aus dieser Summe waren aber sämtliche Auslagen für Verbrauchsmaterial, Gehilfen, Boten, etc. zu bestreiten. Die Hilfskräfte wurden vor Ort aus der Bevölkerung rekrutiert. Für den Geodäten errechnete Utzschneider einen Verdienst von 52 bis 180 Gulden pro "Tischblatt" (1/4 eines Kartenblattes). Für die Aufnahme größerer Ortschaften wurde dagegen eine Tagespauschale bezahlt.
Hergestellt wurden die Karten in der lithographischen Abteilung der Kataster-Kommission, die ab 1808 vom bayerischen Hofkupferstecher Johann Michael Mettenleiter (1765-1853) aufgebaut und betreut wurde. Zur Vervielfältigung wurde das wenige Jahre zuvor von Alois Senefelder (1771-1834) erfundenen Lithographie-Verfahren eingesetzt.
Lithographie ist "das älteste Flachdruckverfahren, bei dem als Druckform eine 6-15 cm dicke Platte aus kohlensaurem Kalkschiefer (in Dtl. aus Solnhofen oder Kelheim) dient. (...) Auf dem glattgeschliffenen und mit Alaun entsäuerten Stein wird direkt mit Fettkreide, fetthaltiger Tusche mittels Feder und Pinsel gezeichnet oder durch Umdruck die Zeichnung aufgebracht. Der dabei entstehende fettsaure Kalk wirkt fettanziehend und wasserabstoßend. Die zeichnungsfreien Stellen der Platte dagegen werden in einem als 'Ätzen' bezeichneten Prozeß mit verdünnter Salpetersäure und Gummiarabicum wasseraufnahmefähig und fettabweisend gemacht. Beim Einfärben nimmt nur die Zeichnung die fettige Farbe an (...). Der Druck erfolgt mit einer lithographischen Handpresse."
(Brockhaus Enzyklopädie 1990).
Es ist von einer hohen Verbreitung der Kartenblätter auszugehen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts verließen jährlich ca. 40.000 Flurkarten die Druckerei der Steuer-Kataster-Kommission. Ein kostendeckender Verkauf der Karten war jedoch nie beabsichtigt. Die 22.000 Lithographiesteine wurden noch bis 1940 laufend aktualisiert. Ein Großteil der Druckvorlagen und Kartenblätter hat sich erhalten und wird heute im Archiv des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (LVG) aufbewahrt.
Alle 2400 Kartenblätter sind als Nachdrucke erhältlich. Bitte wenden Sie für eine Bestellung an das Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung.
Die Ortsblätter sind nur ein Teil der Katasteruraufnahme, bei der von 1808 bis 1854 Bayern vollständig vermessen wurde.
Weiteres kartographisches Material, nämlich die Meßtischblätter der Steuerkataster-Kommission 1808-1864, die Rahmenblätter (d.h. Flurkarten, Kataster-Uraufnahmen), Detailbeilagen sowie die Flurkarten der Saarpfalz sind zusammen mit den Ortsblättern im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München in elektronischer Form im Repertorienzimmer einsehbar.
Im Detail sind folgende Archive zuständig:
Weitere Katasterkarten sind auch in den bayerischen Staatsarchiven vorhanden.
Dies ist ein Gemeinschaftsprojekt des Münchener Digitalisierungszentrums und des Landesamtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung (LDBV).
Das Angebot ist seit 2004 online.
![]() |
![]() |
Zuletzt aktualisiert: 06. April 2016