Phillip Apian
Die ersten kartographischen Aktivitäten in Bayern gehen auf das 16. Jahrhundert zurück. Der Mathematiker und Astronom Philipp Apian (1531-1589) aus Ingolstadt fertige zwischen 1554 und 1563 eine monumentale Karte des Herzogtums Bayern an, die "bayerischen Landtafeln".
Nachfolgende Versuche, Bayern zu kartographieren, blieben Stückwerk. Zwischen 1764 und 1768 vermaß der französische Geograph Henri de Saint Michel die Region um München und fertigte zwei Karten an. Initiator war die Bayerische Akademie der Wissenschaften.
1785 erhielt der bayerische Hofkammerrat und Wasser-, Brücken- und Straßenbaukommissar Adrian von Riedl (1746-1809) das Privileg, eine Karte von Bayern zu erarbeiten. Geplant war, mehrere hundert Einzelkarten aus verschiedenen Jahren zu einer großen Karte zusammenzuführen. Dieses ambitionierte Projekt scheiterte an technischen Problemen und fehlenden finanziellen Mitteln, aber wohl auch aus einem anderen Grund: Adrian von Riedls "Hauptfehler war, daß er zuvieles Verschiedene begann, was er dann nicht so vollkommen, wie er es entworfen, durchzuführen vermochte", wie die ADB bemerkt.
Dafür erschien zwischen 1796 und 1805 eine Sammlung von rund 60 Straßenkarten Riedls. Dieser sogenannte Reise-Atlas von Baiern zeigte die wichtigsten Routen des Königreiches und bildet neben dem Stromatlas von 1806 Riedls Hauptwerk.
Entscheidende Impulse für die Landvermessung in Bayern brachte die Napoleonische Zeit. Im Gefolge der 1800 in München einziehenden französischen Truppen befand sich auch eine "Commission des routes", welche den Auftrag hatte, militärische Karten herzustellen. So entstand 1801 das "Topographische Bureau", das, zunächst unter französischer Leitung, damit begann, die Vermessung ganz Bayerns vorzubereiten. Neben Adrian von Riedl war der Staats- und Volkswirt Joseph von Utzschneider (1763-1840) maßgeblich an seinem Aufbau beteiligt.
1807 wurde das Topographische Bureau, jetzt unter bayerischer Leitung, neu organisiert und dem Staatsminister Maximilian Joseph von Montgelas (1799-1817) unterstellt.
Letztendlich führten finanzielle Motive zur ersten vollständigen und systematischen Vermessung Bayerns. Insbesondere nach den bedeutenden Gebietszuwächsen der napoleonischen Zeit zeigte sich die Notwendigkeit einer gerechten Besteuerung des Grundbesitzes. Unter König Max I. Josef gründete sich deshalb 1808 eine "Steuer-Kataster-Kommission" (später "Katasterbureau") unter deren Regie ganz Bayern zwischen 1808 und 1853 vermessen und kartographisch erfaßt wurde.
Dem 1801 gegründeten Topographischen Büro, das nach der Entlassung von Montgelas 1817 in die Zuständigkeit des Kriegsministeriums gelangte, oblag es, eine genaue Landkarte Bayerns, die vor allem militärischen Zwecken dienen sollte, zu erstellen.
In einem ersten Schritt wurde 1801 die sogenannte "Grundlinie" zwischen Oberföhring und Aufkirchen vermessen. Von dieser Linie ausgehend wurden mittels Netzen von Dreiecken in den folgenden Jahrzehnten der "Topographische Atlas vom Königreiche Baiern" in 112 Einzelblättern im Maßstab 1:50.000 erstellt. Die ersten Blätter erschienen 1812, abgeschlossen war das Werk 1867. Der Atlas ist der Vorläufer der heutigen Topographischen Karte 1:50.000
Als Vorlagen für den Topographischen Atlas 1:50.000 dienten die im Maßstab 1:25.000 angefertigten Positionsblätter. Sie waren ursprünglich nicht zur Veröffentlichung bestimmt. Die Positionsblätter sind die Vorläufer der heutigen Topographischen Karte 1:25.000.
Durch die Zusammenlegung des Topographischen Büros mit der Steuervermessungsbehörde als Nachfolgerin des Katasterbureaus enstand in den 1930er Jahren das Bayerische Landesvermessungsamt, das heutige Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung (LDBV) Bayern.
Zuletzt aktualisiert: 08. April 2016