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Codex commutationum (BayHStA HL Freising 3b)

Codex Commutationum Fol. 160 vCodex commutation fol.160'

Der Codex commutationum im Bayerischen Hauptstaatsarchiv ist nach der Handschrift des Cozroh das älteste Freisinger Amtsbuch. Er enthält vorwiegend Einträge über Tauschgeschäfte aus der Zeit zwischen 819 und 1039. Angelegt wurde der Codex um die Mitte des 11. Jahrhunderts. Diese Faszikel wurden später mit anderen aus älteren Kopialbüchern und
einigen Originalurkunden zusammengebunden.

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Entstehung der Handschrift

Der Codex besteht heute aus mehreren Kopialbüchern von unterschiedlichem Alter und Format, welche die Tauschgeschäfte der Bischöfe des Hochstifts Freising von Hitto (811-836) und besonders Erchanbert (836-854) bis Egilbert (1006-1039) enthalten. Diese Form der Besitzübertragung durch Tausch löste in Freising um die Mitte des 9. Jahrhunderts die adelige Schenkungspraxis weitgehend ab.

Die Tauschgeschäfte wurden von den Freisinger Bischöfen vor allem deshalb abgeschlossen, um den Besitz des Bistums zu vergrößern und zu arrondieren. Vermutlich lagen im 11. Jahrhundert die Originaldokumente nach den Amtszeiten der Bischöfe von Hitto/Erchanbert bis Egilbert geordnet im Domarchiv, das sich in der Sakristei befand (J. Wild), und waren zusätzlich als Zweitschriften in den Tauschbüchern der einzelnen Bischöfe erfasst und gesichert. Diese dienten wiederum als Vorlagen für die Anfertigung eines größeren Kopialbuches, das mit 30, zum Teil nur noch fragmentarisch vorhandenen Lagen den Kern des heutigen Codex bildet.

Beschreibung der Handschrift

Die Handschrift ist uneinheitlich und enthält mehrere eingebundene Authentica; Foliierung und Textanordnung sind neuzeitlich. Sie beginnt mit einem vierteiligen Konvolut der Tauschgeschäfte zugunsten des Domkapitels (fol. 1-19), das um die Wende des 11. zum 12. Jahrhundert entstand. Dann schließt sich ein gleichmäßig geschriebenes Kopialbuch der Tauschgeschäfte von Bischof Hitto bis Waldo (883-903) an, welches mit insgesamt 16 Lagen von fol. 20 bis 147 zum Kern der Handschrift gehört. Dieser Teil wurde bis fol. 82 von einer Hand des 11. Jahrhunderts geschrieben, anschließend von diversen Schreibern fortgesetzt, teilweise in einem Cozroh imitierenden Stil.

Im zweiten Teil des Codex findet sich auf fol. 148 bis 189 ein heute unvollständiges Kompendium der Tauschgeschäfte Bischof Abrahams (957-994) mit den Lagenkustoden 17 bis 23. Die paläographisch älteste Quaternio (fol. 190-197) beinhaltet eine Gerichtsentscheidung und Traditionen aus der Zeit Bischof Erchanberts. Sie gehörte ursprünglich nicht zum Codex Commutationum sondern in den dritten Teil der Handschrift des Cozroh (HL Freising 3a). Auf fol. 198 bis 293 sind höchst unterschiedliche Dokumente von Tauschgeschäften mit nicht fortlaufender Lagenzählung verschriftlicht. Hier bilden auf fol. 265 bis 293v die Tauschgeschäfte Bischof Egilberts einen zusammenhängenden Komplex.

Unter den folgenden Authentica ist besonders auf den um 1070 protokollierten, berühmten Ehevertrag des Freisinger Domvogts Adalbert mit seiner Gemahlin Berta hinzuweisen, welchen 85 namentlich genannte Vertreter des bayerischen Adels und der Ministerialenschicht bezeugten (fol. 304-305, ed. TF 2, Nr. 1469, S. 319; vgl. A. Krah, Chancen einer Gleichstellung im Frühmittelalter? S. 77).

Forschungsstand

Die Beschreibung des komplexen Materials erfolgte zuletzt durch Theodor Bitterauf (Die Traditionen des Hochstifts Freising 1, München 1905, S. XXV-XXXIII). Eine detaillierte Neubeschreibung der Handschrift und die Erfassung der Authentica befindet sich in Vorbereitung.

Adelheid Krah (IOeG, Universität Wien)


 

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