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Bayerische Staatsbibliothek München: Cgm 5819
Johannes Birk (?): Kemptener Klosterchronik
"Erste Kemptener Klosterchronik"
Schwaben (Kempten?), 1479
München, Königliches Reichsarchiv (heute Bayerisches Hauptstaatsarchiv)
Papier VI + 87 + IX Bl. 21 x 16,5
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Vorläufige Beschreibung
erstellt von © Dr. Elisabeth Wunderle 01/07/2011
aus: München, Bayerische Staatsbibliothek, Katalog der deutschen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München. Die mittelalterlichen Handschriften aus Cgm 5255 ff. (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis Tomus V, pars IX).
Inhalt
Formalia
Neuzeitliche Bleistiftpaginierung. Lagen: (III+1)VI (Vorsatz, Bl. I-VI) + (VI-1)22 + 4 VI118 + 2 VII174 + (1+IV)190 (und Spiegel hinten); durchgehend Lagenfoliierung. Wasserzeichen: Dreiberg Piccard-online 151897 und 151898
(beide nachgewiesen Ellwangen 1481); die neu hinzugefügten Blätter am Anfang und Ende der Hs. Krone und Traube, Buchstaben AST. Schriftraum 14-15 x 8,5-9,5; 19-24 Zeilen.
Einspaltig, Bastarda von 2 Händen: H1 (Conradus Widerlin) S. 1-159 (Z. 4), S. 162-171; H2 S. 159, Z.5 - 160, 172-174; Verbesserungen, Zusätze, Randbemerkungen u.ä. von verschiedenen Händen: u.a. von H2 (z.B. S. 91), durchgehend von einer Hand des 16. Jh.; Lemmata und Randbemerkungen in rosafarbener Tinte von weiterer Hand des 16. Jh.; außerdem weitere Hände aus späterer Zeit, u.a. S. 91 Notiz vom 20. Juli 1775 (Jos. L. fr. a S. Vincentio), S. 171 Waß die zeit lang dúet verschliessen wirt endtlich geschehen müessen. A. 1669. am unteren rechten Rand von dieser Hand: In L.E.M. (?).
Ausstattung
Rubriziert; 1-3zeilige rote Lombarden; |
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(Bl. VIv) Einblattholzschnitt: Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, schwäbisch um 1480-1485 (Wolfgang L. Schreiber, Handbuch der Holz- und Metallschnitte des XV: Jahrhunderts. Stark vermehrte und bis zu den neuesten Funden ergänzte Umarbeitung des Manuel de l’amateur de la gravure sur bois et sur métal au XVe siecle, Bd. 1: Holzschnitte mit Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament, den apokryphen Evangelien und biblischen Legenden. Leipzig 1926, Nr. 407, S. 131; s.a. ebd. Nr. 416, S. 133 |
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Auf S. 175 Blatt aufgeklebt, beschnitten, jetzige Größe 17,5 x 12,7: Federzeichnung: Buchstaben IHS, wobei der Schaft des H in Kreuzform ausgestaltet ist, Querbalken mit den Buchstaben I H; Buchstabeninneres mit schwarzen Federstrichen schraffiert, mit rotbrauner Farbe ausgemalt; über der Mittelzone der Buchstaben Eintrag in Textura: 91 (1491?) iaur Maria; darüber am oberen Rand des Blattes ebenfalls ein Papierstreifen geklebt: 2,3 x 14,5; Schrift 15. Jh. (wahrscheinlich H2): Dei odium habeat qui hoc infringere presumat (dieser Spruch auch von Hand des 17. Jh. auch auf der Außenseite des Vorderdeckels geschrieben; darunter in kleinerer Schrift (andere gleichzeitige Hand?): Cronica von Kempten. |
Einband
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(VD) Spätes 16./17. Jh (?): Holzdeckel, mit hellem Leder überzogen; Streicheisenlinien, Einzel- und Rollenstempel. Schnitt rot gefärbt. Beide Spiegel, 6 Vorsatzblätter und S. 175-190 Papier aus neuerer Zeit, vermutlich Zeit der Neubindung. |
Herkunft
Die Handschrift wurde im Jahre 1479 von Conradus Widerlin de Ebenwiller (s.u. S. 171), d.i. Ebenweiler bei Ravensburg, geschrieben. Der Inhalt und die spätere Geschichte der Hs. legen eine Entstehung in Kempten nahe. Die Hs. befand sich nämlich im Stift Kempten und gelangte von dort im Zuge der Säkularisation in das Königlich Bayerische Reichsarchiv. Sie gehört zu den Handschriften, die aufgrund des Erlasses vom Jahre 1874 vom Königlich Bayerischen Reichsarchiv (vgl. handschriftliche Auslieferungsliste) an die Bayerische Staatsbibliothek ausgeliefert wurden, vgl. Etikett auf dem Vorderdeckel mit dem Aufdruck: K.B allgemeines Reichsarchiv. Bibliothek; darunter handschriftlich: Kempten Stift III..G/2. No 31; vgl. auch Ir Bleistifteintrag 19. Jh.: Stift Kempten N°. 31. Ebenfalls auf dem Etikett aufgetragen in Rotstift: 801; diese Nummer nochmals auf dem Vorderdeckel. Unter dieser Nummer ist die Hs. im handschriftlichen Auslieferungsverzeichnis aufgenommen mit dem Vermerk Bisheriger Lagerort Stift Kempten. Auf dem Vorderdeckel außen Signatur (?): N°. II. Lit: A.n:2. Auf dem Vorderspiegel Hinweis auf den Einblattholzschnitt von der Hand des Bibliothekars Gichtel: Vor Blatt 1 ist eine Kreuzigungsdarstellung (Einblattholzschnitt des 15. Jhs.) eingeklebt. 3.11.1966. Gi.
Schreibsprache
Schwäbisch/alemannisch.
Weitere Literatur
Hans Altmann, Beschreibung von Cgm 5819; Hauptseminar "Einführung in die germanistische Handschriftenkunde" bei Prof. Dr. Hans Fromm, Ludwig-Maximilians-Universität München WS 1966 (ungedruckte Monographie); Klaus Schreiner, Hildegard, Adelheid, Kunigunde. Leben und Verehrung heiliger Herrscherinnen im Spiegel ihrer deutschsprachigen Lebensbeschreibungen aus der Zeit des späten Mittelalters, in: Spannungen und Widersprüche. Gedenkschrift für František Graus, hrsg. von Susanna Burghartz u.a., Sigmaringen 1992, S. 37-50, bes. S. 44f. u. Anm. 31 (Hs. erwähnt) BVB; Krämer, Bibliothecae (Datenbank)
BVB
DBIS.
S. 1-174
Johannes Birk (?): Erste Kemptener Klosterchronik (C 1)
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Am oberen Blattrand Datierung und Titelangabe, z.T. abgeschnitten: 1479; Cronica (?) von Kempten. (S. 1-31, Z. 14) Geschichte Karls des Großen und seiner Gemahlin Hildegard: In dem namen gottes hebt sych an hye die Cronick des wůrdigen styffts vnd gotzhuß Kempten vnd sannt Hyltgarten leben. Auch die regiment der hochwirdigen fůrsten vnd herren von Kempten abbte des egenanten klosters. Karolus der grösser von gottes verhengknůß der vier vnd sybetzgosten kayser jn der zal der andren ist gewesen ain sun des kůngs Pypini von Frankrich ... – ( S. 31) die chronick, die ain brůder vnd conuentuaul mit namen Harttman Nottfest, ain hochgelerter jn den künsten, als mit gruntlicher warhait das geschriben haut. Vnd (statt: wie) wol gar der zaychen vil sindt geschehen, so will jch doch ettliche, die aller gemayneste, hye setzen, davr jn der warhait kain zwiffel syn soll. (Druck: Baumann, a.a.O., S. 31-42 |
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(S. 31, Z. 14- S. 75) Durch Hildegard in Kempten gewirkte Wunder: Das erst zaychen: Es ist gewesen ain ewangelier der gehayssen haut Wernherus. Der ist besessen gewessen mit bousen gayst ... – die besessen erlöst, die krancken gesund. Darvmb wirtt sy billich genant Hyltgar, das so vil gesprochen ist: Hilff gar mit gotz hilff dem menschen. Das verlich vnß got der vatter, sun vnd haylig gaist. Amen.- Übereinstimmend mit den Wunderberichten in der Würzburger Hs. (Würzburg UB, M. ch. f. 97, 137v-148r), vgl. F. Hüttner, Chroniken des Klosters Kempten, in: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere Geschichtskunde 28 (1903) S. 751-756, hier S. 752 Innerhalb des Wunderberichtes werden bei der Erzählung über die Auffindung des Grabes Hildegards und ihres Sohnes Ludwig lateinische Inschriften in Hexametern wiedergegeben; diese finden sich außer in Cgm 9470 (s. dort) auch im ebenfalls Johannes Birk zugeschriebenen 'Tractatus' ('Tractatus de monasterio Campidonensi et eius multiplicibus privilegiis', in: Collectio scriptorum rerum historico-monastico-ecclesiasticarum, hrsg. von Michael Kuen, Bd. 2, Ulm 1756, S. 169-206 |
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>Secuntur nunc abbates< (S. 76) Von allen äbbten Kempten nun ist fürbaß hye zů mercken: Die hochwirdigen herren vnd fůrsten von Kempten, äbbte des gotzhuß da selbs mitt yeren regimenten als man fyndt jn vast alten büchern ain kurcz maynung zů loblicher gedechtnuß. Zům ersten, wie sy gehayssen habend, mit yeren rechten vnd ovch zů namen, ouch ir stett der gepurtt ... (S. 77) Nvn merck vff den ersten: Der erst abbte haut gehaissen Audagarius Gruntfest, ain edler geporner von Praunswil ... – (S. 160) vnd zů grossen schaden zekriegend vnd zerechend von dem kaiser vnd stetten (Druck: Baumann, a.a.O., S. 42, Z. 32 – S. 77 Im Vergleich mit dem bei Baumann, a.a.O. abgedruckten Text zeigen sich in der Hs. Einschübe und Umstellungen: |
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(S. 75-128) entspricht Baumann, a.a.O., S. 42-69; S. 91 ist von einem Benutzer ein Teil der Ausführungen durchgestrichen worden. Dazu schrieb ein Benutzer am 20. Juli 1775: Que hic deleta sunt (forte iam ante centum vel plus annos) non continebant nisi satis explosam fabulam Joannis Bapiste (!). Unde collegi compilatorem huius chronice hominem valde simplicem ne dicam malitiosum extitisse. Jos. L. fr. a S. Vincentio. S. 88; unten rechts Nachtrag: d5. |
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(S. 128-131) Bericht über die Zusammensetzung des Kemptener Konventes bei der Gründung unter Abt Audegar im Jahre 752: Nun ist auch ze merckent nach dem als man in aller (!) geschrifft fint, das Gothardus Kaltberger von Auch, ain herr vnd appt von Kempten, selbs mit syner aigner hand haut geschriben in syn bett bůch da hynden, also das zů der zitt Audagarij des ersten herren vnd appt von Kempten die nachgeschribnen personan all von gůttem geschlecht (S. 129) herkomen mit jm jn das reguliertt leben des nuiuen gestiffts Kempten sind komen. Der erst mit namen Johannes Staynburg von Staynberg, der prior was ... – (S. 131) wer ze lang zů schriben vnd ouch nitt nutz bringt. (vgl. Baumann, a.a.O., S. 4; Namen auch in der Historia Karoli Magni et de fundatione monasterii in Campidonia; vgl. z.B. Clm 22104, 119r |
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S. 131-139 entspricht Baumann, a.a.O., S. 69-72 (Weiterführung der Abtliste). Zur Passage mit der Nennung Heinrichs von Kempten (S. 139) s.a. André Schnyder, Konrad von Würzburg, Kaiser Otto und Heinrich von Kempten, S. 35f. |
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S. 139-140 Auslegung der Namen Hyltigarda, Carolus und Ludwicus; nicht bei Baumann, a.a.O. (vgl. Würzburg UB, M. ch. f. 97, 170r, gedruckt bei Hüttner, a.a.O., S. 753 |
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S. 141-150 entspricht Baumann, a.a.O., S. 77-81 (Chronikalisches zu Kempten). |
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S. 150-152 entspricht Baumann, a.a.O., S. 73f. (Weiterführung der Abtliste). |
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S. 152-153 Bericht über das Heilige Öl, nicht bei Baumann, a.a.O. (vgl. Würzburg UB, M. ch. f. 97, 174r, gedruckt bei Hüttner, a.a.O., S. 753 |
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S. 153-160 entspricht Baumann, a.a.O., S. 74-77. S. 161 leer. |
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(S. 162-164) Historische Notizen zu Kempten: S. 162 entspricht Baumann, a.a.O., S. 72f.: Es sind gewessen zwenn metzger zů Kempten ... – mit jeren geschlechten abgangen. S. 163-164 (z.T.) entspricht Baumann, a.a.O., S. 82: Item ein grossn (glo durchgestrichen) bischs was vff dem schloß ... Item man lüßt das zů dem ersten das gotzhuß Kempten also gefrütt ist gsin ... (S. 164) Item das gotzhuß Kempten haut gar vil probstyen zellen, kirchen, dörffer vnd land ... – jn den frihaitten des gotzhuß Kempten. (von anderer Hand? 1479). |
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S. 164 (z.T.) -171 Vita Karls des Großen und Hildegards: nicht bei Baumann, a.a.O.; abweichend von den Darstellungen in Würzburg UB, M. ch. f. 97, 148r-149v (vgl. Hüttner, a.a.O., S. 752 Merck von dem stammen des grossen vnd hailigen kaysers Carlin vnd sant Hyltgartten sines gmachels. Nyem war also fint man jn dien latinschen biecher: Ez schript maister Bero jn der poetryn, das ain king von Franckrich sy gewesen ... – (S. 171) der haut nit den grund gelessen der alten bücher jn latin. Davr vmb ich user ziechen uß latin zů dem tüsch kain andren grund zů laun hie ain end gott vnß syn segen send. Amen. 1479. >Et sic est finis per me Conradum Widerlin de Ebenwiller etc.< (von anderer Hand ? 1479). |
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S. 172-173 Liste der Ablässe im Kloster Kempten: Nicht bei Baumann, a.a.O.; abweichend von der Liste in Würzburg UB, M. ch. f. 97, 180r-181r (vgl. Hüttner, a.a.O., S. 754 Item jn dem gotzhus Kempten fint man ailfftag jn dem jar, dar an ein jedlicher mensch enpfaucht ain vnd drissig tusot tag ablaß tödlicher sind ... – von bet wegen sant Hyltgartnn.- S. 173: Federproben. |
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S. 174 Notiz über den ersten Bürgermeister von Kempten: Entspricht Baumann, a.a.O., S. 82 (z.T.), datiert 1479; >1479< Item Hainrich Schulthaiß ist der erst burgnmaister gewessen zů Kempten vnd sasch in dem huß do jn jetz Getling sitz der elter . Vnd das ist nit viber (!) zwaintzig jaur vnd hundert ...– wenn do havn angefangen die vndert avnen herren zů sin als am tag lit. >1479<. Heinrich Schultheiß wurde 1355 Bürgermeister. Als Abfassungszeit dieses Abschnittes und vielleicht auch der gesamten Chronik wird hier die Zeit um 1475 angesehen. Zu überlegen ist, ob das Jahr 1479, das am Anfang und Ende des Abschnittes genannt ist, nicht nur als Jahr, in dem die Handschrift geschrieben worden ist, anzusehen ist, sondern auch als Abfassungsjahr der Chronik (vgl. Baumann, a.a.O., S. 12). |
Zur Textfassung
Franz Ludwig Baumann (Die Kemptener Chroniken des ausgehenden 15. Jahrhunderts, in: Ders., Forschungen zur Schwäbischen Geschichte, Kempten 1899, S. 1-30 Digitale Fassung
BLO-Projektseite zu Franz Ludwig Baumann) zählt sechs Werke auf, die sich mit der Geschichte Kemptens und insbesondere des Klosters Kempten befassen, davon drei in deutscher Sprache (bei Baumann, a.a.O., unter Nr. 3, 4 und 6). Die vorliegende Hs. enthält in der Hauptsache die von Baumann, a.a.O., S. 31-94 abgedruckte Fassung der Kemptener Klosterchronik, von ihm als 'Erste Kemptener Klosterchronik' (C 1 nach Johanek, s.u., Sp. 873
BVB) bezeichnete Fassung. Baumann druckt den Text nach der Hs. Cgm 9280 ab, die 1506 von dem Kemptener Notar Johannes Kräler geschrieben wurde und 1899 im Besitz der Kemptener Familie Leichtle war. Sie kam 2001 über das Antiquariat Günther in die BSB (im Verfasserlexikon fälschlich unter der Signatur Cgm 9120). Nicht in der vorliegenden Hs. findet sich der letzte Teil von Cgm 9280 (Baumann, a.a.O., S. 82-94; es handelt sich um eine Zusammenstellung merkwürdiger Ereignisse und historischer Begebenheiten von der Zeit Alexanders des Großen bis zur Zeit des Abtes Johann von Wernau; vgl. Baumann, a.a.O., S. 12f.). Hinzu kommt in der vorliegenden Hs. der Bericht über die Wundertaten am Grab der Königin Hildegard und ihres Sohnes, Ludwigs des Frommen. Das Fehlen dieser Wundertaten in der Hs. Cgm 9280 wird dadurch erklärt, dass über diese schon vorher, d.h. in der in Cgm 9280 vorausgehenden Kemptener Chronik ('Karlschronik'), berichtet worden ist (nach Baumann, a.a.O., S. 42): wie wol der wunderzaichen vil sind, die wil ich yetz zemavl loussen fallen, wann sy in der vorgeschribne cronic aigenlich begriffen sind und geschriben genůgsamlich. Dies kann als Hinweis darauf gewertet werden, dass beim Zusammenstellen des Überlieferungsverbundes 'Karlschronik' (Baumann Nr. 3) und 'Erster Kemptener Klosterchronik' (C 1; Baumann, Nr. 4) Veränderungen vorgenommen worden sind, vielleicht durch den Schreiber Kräler. Der Bericht über die Wundertaten befindet sich auch in der Hs. Würzburg UB, M. ch. f. 97, 137v-148r (s.o. Cgm 5819, S. 31-75). Auch zu weiteren Textteilen des Cgm 5819, die nicht in Cgm 9280 sind, finden sich Parallen in dieser Würzburger Hs. (Vergleich der Hss. nach der Beschreibung bei F. Hüttner, Chroniken des Klosters Kempten, in: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere Geschichtskunde 28 (1903) S. 751-756
BVB
Digitale Fassung (DigiZeitschriften)). Schreiner (1992), a.a.O., S. 44 Anm. 31
BVB möchte diese Textfassung zwischen der 'Vita Hildegardis' und der "Chronik des loblichen Gotzhuß zu Kempten" angesiedelt sehen. Er sieht in dem Schreiber Conradus Widerlin auch den Verfasser (Klaus Schreiner (1992), a.a.O., S. 44; s.a. Klaus Schreiner, Geschichtsschreibung und historische Traditionsbildung in Oberschwaben. Eine Landschaft auf der Suche nach ihrer Identität, in: Politische Kultur in Oberschwaben, hrsg. von Peter Blickle, Tübingen 1993, S. 43-70, bes. S. 54-59
BVB). Die Übereinstimmung mit der Johannes Birk zugeschriebenen Klosterchronik (C 1) macht eine Überprüfung der Rolle des Johannes Birk nötig, der gemeinhin als Verfasser dieser und der anderen 'Kemptener Chroniken' gilt (vgl. Baumann, a.a.O., S. 24-29; Peter Johanek, in: 2VL 1, Sp. 870-875
BVB).
Zu unterscheiden ist dieser Text von dem auf den Blättern 2r- 57r des Cgm 9280, der sich auch in Cgm 9470 findet, letzterer von Baumann, a.a.O. unter Nr. 3 (S. 5-12) ausführlich beschrieben und als 'Chronik Karls des Großen' (vgl. S. 6, S. 9, S. 11 u.ö.) bezeichnet.
Zuletzt aktualisiert: 12. Juli 2011