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Traditions- und Kopialbuch der Freisinger Kirche (BayHStA HL Freising 1)

codextraditionumBischof Veit Adam Gepeckh (fol. 209)

HL Freising 1 ist ein Ende des 14. Jahrhunderts entstandenes Kopialbuch der Freisinger Bischofskirche. Die Handschrift besitzt nach dem Vorbild des Traditionsbuchs von Conradus Sacrista einen reichen Miniaturenschmuck. Chronikalische Notizen über die einzelnen Bischöfe wurden bis 1651 nachgetragen.

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Das großformatige Traditionsbuch umfasst insgesamt 209 folia. Es wurde Ende des 14. Jahrhunderts im Freisinger Scriptorium als Kopialbuch angelegt und in mehreren Schreibphasen von unterschiedlicher Dauer geschrieben.

Hierfür war das Traditionsbuch des Conradus Sacrista (HL Freising 3c) zugleich Vorbild und Vorlage, auch für die Verwendung von Illuminationen. Die Initialen sind abwechselnd in hellblau und ziegelrot ausgeführt mit einigen, nicht geschlossenen Aussparungen und Lücken - so auf fol. 14v, 110, 149v-150v, 167. Dies zeigt, dass das Kopialbuch im Spätmittelalter offenbar nicht benützt wurde. Im Gegensatz zum Werk des Conradus Sacrista wurden die Illuminationen hier nicht parallel zur Textniederschrift angefertigt, denn die Bischofs- und Herrscherdarstellungen stammen bis auf ganz wenige am Beginn des Codex aus der Frühen Neuzeit und dem Barock. Andererseits lässt sich gerade anhand dieser späten Komplettierung des Codex durch Illuminationen die nachhaltige Wirkung des Traditionsbuches des Conradus Sacrista im Freisinger Scriptorium gut nachweisen.

Die Texte der Traditionen dieses spätmittelalterlichen Kopialbuches wurden zum Teil umgeschrieben. So sind beispielsweise einige aus der Zeit Herzog Tassilos III. nach dem Schema späterer Königsurkunden stilisiert.

Außer dem Traditionsbuch enthält der Codex auf fol. 189 die Traditio Ollern in Austria, nämlich die Bestätigung Kaiser Heinrichs III. über die Schenkung des Hofes Alarun an Freising durch seinen Vater Konrad II. (vgl. auch die Edition der MGH - MGH DKO. II 195 u. MGH D H.III 30) , ein Epitaph für Bischof Ottos I. (fol. 198ff.) sowie eine Abschrift des wichtigen Privilegs Kaiser Friedrich Barbarossas für Freising von 1180 zu Brücke, Brückenzoll, Markt und Münze in Föhring (fol. 202v-203, vgl. MGH DDF. I. 798). Ferner stehen chronikalische Aufzeichnungen zum Brand auf dem Freisinger Domberg (fol. 199) im Kontext mit einer auf fol. 201-202v erhaltenen Abschrift der Constitutio contra incendarios Kaiser Friedrichs I. vom 29. 12. 1186 (MGH Const. I, 318).

Eine wichtige Bischofsliste findet sich am Ende des Codex. Sie wurde auf fol. 207v-209 kontinuierlich im Scriptorium geführt und besteht aus mehreren Einträgen mit Angaben von 1381 (Amtsantritt Bischof Bertholds von Wehingen) bis 1651, dem Todesjahr Bischof  Veit Adams von Gepeckh. Dabei wurde durch barocke Illuminationen ein Szenario bewegter Bischofsdarstellungen geschaffen, das die kurzen biographischen Texte zu den einzelnen Personen dem Betrachter erläutern.

Adelheid Krah (IÖG, Universität Wien)

 

Hinweise zur Benutzung

Die Handschrift liegt in einer Blätterversion mit Bilddateien vor.

 

 

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