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Liber…censualium: Digitale Edition – Basistext: Einführung

Liber censualium: fol.2r with the oldest traditions (c. 1078 - 1098).Liber censualium: fol.2

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Das Zensualen-Traditionsbuch des Freisinger Domkapitels wird hier erstmals werkgetreu ediert. Es ist der Versuch frühester Buchführung über die Einnahmen des Domkapitels durch jährliche Schutzgelder von Personen und Familien.

Das Kopialbuch wurde angelegt, als dieser Brauch der Geldzahlung bereits über einige Generationen praktiziert worden war und sich institutionalisiert hatte, so dass man offenbar davon ausging, dass es sich um einen ständig anwachsenden sozial heterogenen Verband von Personen als Einnahmequelle handelte.

Die erwünschte soziale Bindung an das Bistum und die damit verbundene überwiegend neutral oder positiv empfundene Abhängigkeit wurden durch den Verlust der Freiheit und den Jahreszins entgolten. Zugleich garantierte dieser die offenbar privilegierte Position der Zensualen des Bistums.

Dies alles spiegelt sich in der Formelsprache der Einträge in verschiedenen Varianten wider, welche die Bindung der Zensualen an die Altäre der Schutzpatrone Freisings, die Höhe des Jahreszinses und die Zuweisung an die Kanoniker fixieren.

Da es sich hierbei um ein täglich praktiziertes Muster des Wirtschaftslebens handelte, findet sich häufig auch die verkürzte Formel sub eadem conditione mit anschließender Namenreihung sowie die Aufzählung mehrerer von Freising abhängiger Personen an einem Ort, eingeleitet durch die Formel: Isti sunt censuales de… - Seltener begegnen Dokumente, die Details über die Art der Transaktion wiedergeben und die bestehenden sozialen Verbindungen erkennen lassen wie etwa in Text 67, Teil 3 Mathilt libere dedit se ad aram sancte Marie cum posteris suis.

Das Registerbuch ist von fol. 2 bis 25v, 27 bis 31v und auf fol. 34 einheitlich geschrieben, jedoch insgesamt unvollständig überliefert.

 

Adelheid Krah (IOeG, Universität Wien)